Wenn Du in die Stille gehst….und zum Beobachter wirst..
…..dann formt sich eine neue Welt, anders als du erwartet hast.
Ich stand eben in der Küche, nach unserem Frühstück, nachdem alles weggeräumt und weg gespült war und hielt inne. Es war einer von den Momenten, in denen noch nichts entschieden war. Es war in diesem Moment noch offen, was hiernach geschehen sollte.
Ich hätte meinen Fokus auf die Hausarbeit legen und entscheiden können, den Staubsauger zu holen. Ich hätte mich an den Schreibtisch begeben können, um mich dem unliebsamen Behördenkram zu widmen, ich hätte sorgenvolle Gedanken hegen können um alles Mögliche….oder zum Einkaufen wegfahren ….
Doch in diesem Moment nahm ich die Sonne wahr und schaute durch das Türfenster nach draußen und dann ging ich, ohne nachzudenken, in den Garten.
Ich steuerte auf den vom Regen noch teilweise feuchten Strandkorb zu und wurde von meinem Kater Mogli begrüßt, der es sich seit einiger Zeit schon auf dem Strandkorbdach gemütlich gemacht hatte.
Er genoß meine Streicheleinheiten und ließ seiner Katzensprache freien Lauf.
Ich bemerkte eine Leichtigkeit und Kontaktfreude, die Mogli in den letzten Wochen so gar nicht mehr gezeigt hatte. Dann setzte ich mich auf die trockene Kante der Strandkorbbank und ließ die warmen Sonnenstrahlen meinen Körper mit neuer Kraft füllen.
Bami, meine Katze, sprang überraschend auf meinen Schoß und ließ sich lange von mir streicheln. Währenddessen machte sich Mogli wieder bemerkbar und machte durch sein Wälzen auf sich aufmerksam. Es waren so friedliche Momente.
Ich konnte das Energiefeld fühlen, welches zwischen mir, den Katzen, der Natur, den Sonnenstrahlen und um uns herum entstand. Und es konnte nur deshalb entstehen, weil wir, ich und die beiden Katzenwesen es zuließen in dieser Stille. Ich nahm so Vieles war, das ich nicht in Worten beschreiben kann.
Mir wurde bewusst, dass ich die immer wiederkehrenden Impulse, wieder aufzustehen, mich anderen Gedanken und „wichtigeren“ Tätigkeiten zu widmen, einfach ignorierte. Ich blieb. Ich blieb sitzen und genoss das SEIN. Ich schickte meinen Verstand, meinen inneren Kritiker, mein Gewohnheitsdenken, immer wieder fort.
Es war wie ein Eintauchen in eine andere Welt. In dieser friedvollen Stille ließ ich all die Gedanken, die kamen, einfach weiter ziehen. Immer wieder ertappte ich mich dabei, etwas verstehen zu wollen, das mir in den Sinn kam. Mein Verstand will immerzu verstehen und denken. Und ich habe mich so sehr mit ihm identifiziert.
Jetzt sollte es anders sein. Ich wählte, einfach nur zu SEIN. Ohne denken und verstehen zu müssen. Genau da stehe ich noch ganz am Anfang.
Doch das soll ein neues Hobby werden. Eine wertvolle neue Art, zu wachsen, indem ich das, was gerade da ist, einfach wahrnehme ohne Wertung, ohne Gedanken, ich BIN inmitten all dem, was ich wahrnehme.
Das klingt vielleicht langweilig für Dich, doch für mich ist es eine willkommene Herausforderung. Immer wieder die Stille finden, nur wahrnehmen, nur SEIN.
Und indem ich das tue, nehme ich so Vieles mehr wahr, als mit meinem Verstand. Auch wenn ich es nicht erklären kann, ich nehme wahr, was noch alles da ist.
Ich öffne mein kleines Fenster, um die Unendlichkeit zu fühlen….
Gisi, im August 2016
Heute, knapp 1,5 Jahre später, kann ich rückblickend sagen, dass sich diese Übung, diese willkommene Herausforderung als sehr lohnend dargestellt hat.
Ich bin zwar bisher nicht wieder in diese Stille derart eingetaucht, wie an diesem besagten Sommertag, aber dennoch habe ich mehr und mehr üben können, als Beobachter neutral die Dinge um mich herum wahrzunehmen.
Dadurch verschwinden sogar zuvor aufgetauchte Emotionen oder Urteile, die mich in eine falsche Richtung hätten gehen und fühlen lassen, wäre ich ihnen gedanklich und emotional weiter gefolgt.
Vielleicht lohnt es sich auch in der Partnerschaft…einfach immer wieder Momente bewusst einzuräumen, in denen wir den anderen und das, was sich zeigt, „neutral“ beobachten lernen.
Ich weiß, dass es für viele von uns eine der größten Herausforderungen ist, gerade dann, wenn wir im Mangel sind, wenn wir unzufrieden oder sogar verletzt sind.
Ich habe damals immer wieder versucht, mir vorzustellen, ich hätte meinen Partner gerade erst kennen gelernt und ich würde ihn so behandeln, als wäre er mir noch fremd. Das war spannend und hat mir in gewisser Weise einen neuen Blick auf „ihn“ erlaubt, der mir sonst verschlossen geblieben wäre.
Spiele einmal dieses Beobachter-Spiel! Spiele es immer öfter, vor allem bleibe neutral dabei! Du wirst neue Gedankenblitze, Ideen, Wahrnehmungen haben, die Dich überraschen, wenn Du wirklich in der Stille ganz bei Dir bleibst und Dich nicht ablenken lässt.
Wenn wir emotional sind und wenn wir beim „Urteilen“ sind, sehen wir die Dinge nicht ganzheitlich. Dann ist es so, als ob wir mit der Nase vor einem roten Bild stehen.
Würden wir genügend Abstand zu diesem Bild haben, dann wäre uns schnell klar, dass dieses in Blautönen gemalte Bild nur in der Mitte rot ist. Wenn wir also alles bewusst und neutral (so neutral, wie es uns möglich ist) erkennen und der Wahrheit am nächsten kommen wollen, dann sind wir aufgefordert, mehr und mehr zum neutralen Beobachter zu werden!
Ich weiß, es ist eine Lebensaufgabe!
Und im besten Falle ein Spiel, das nie langweilig wird!
Herzlichste Grüße
Deine Gisi