Ich glaube, das ist vor allem bei vielen Frauen ein Problem. Dein Partner möchte so gerne erotische Stunden mit Dir erleben und Du würdest es auch gerne wollen, aber du spürst, dass Dein Körper gerade gar nicht in der Stimmung dafür ist. Selbst ein langes Vorspiel und allerhand Hilfsmittel würden an der echten „Sinnlichkeits-Stimmung“ gerade in diesem Moment nicht so viel ändern.
Zumindest stelle ich das an mir, an meinem Frauenkörper immer wieder fest, dass es solche und solche Phasen gibt. Und die sind auch nicht immer planbar oder beeinflussbar.
Sie sind nicht vorhersehbar, wie die regelmäßige monatliche Auszeit oder ein anstehender Urlaub.
Es ist einfach so. Klar, bin ich immer noch der Meinung, wie ich es auch in meinem Buch („Frigide Frauen? Gibt es nicht!“)beschrieben hatte, dass es bei dem richtigen Partner nicht mehr so viele Dinge braucht, die perfekt aufeinander abgestimmt sein müssen, damit überhaupt die richtige Stimmung aufkommt. Sondern dass es vor allem auf die Liebe in der Zweisamkeit, auf die gemeinsame Harmonie ankommt.
Doch selbst bei dem „Richtigen Partner“, selbst in einer Partnerschaft, in der alles stimmig und harmonisch ist, kommt es zu solchen Phasen, in denen einfach kein Platz für Lust in meinem Körper aufkommt.
Und ich finde es total wichtig, dass hier, auch bei den Männern, mehr Verständnis entsteht für diese Schwankungen, die ja auch wir Frauen doch immer wieder akzeptieren müssen.Wenn auch ihr Männer Phasen von Unlust habt, sind sie aus meiner Erfahrung heraus doch wesentlich seltener und meistens eine Phase körperlicher Erschöpfung. Hier schreibe ich von mir als Frau und widme mich dem weiblichen Körper und seinen Befindlichkeiten.
Es ist so wertvoll und wichtig, die Zeit haben zu dürfen, neue Lust entstehen zu lassen, wann auch immer sie sich zeigen will. Auch ich bin manchmal noch ungeduldig und hart mit mir selbst, frage mich dann: Was gerade ist los mit meinem Körper? Und ich bekomme nicht immer eine Antwort.
Manchmal ist es psychischer Stress, eine persönliche Blockade, die sich später zeigt, manchmal ist es eine Abwehrschwäche, welche unsere weibliche „Flora“ aus dem Gleichgewicht bringt und jede Berührung als unangenehm empfinden lässt.
Da braucht es einfach Geduld mit mir und trotzdem liebevolle Zuwendung zu mir selbst. Und es ist enorm hilfreich und wichtig, wenn mein Partner hierfür Verständnis zeigt, mich nicht unter Druck setzt und damit so gut umgeht, dass er nicht immer wieder unangepasste Andeutungen macht oder seine Laune davon abhängig macht.
In einer intakten Partnerschaft, in der bei Unlust nicht gleich Zweifel aufkommen, ob der andere einen noch liebt, dürfte das wohl kein Problem sein.
Der Weg der Erotik ist ein unglaublich interessanter Weg. Er passt sich der eigenen Entwicklung an, dem inneren Wachsen, dem Bewusstwerden, wachsender Liebe, Freude und Begeisterung. Und vor allem ist er ein Weg der Heilung.
Je mehr ich in mir heile, je freier ich werde, desto besser entwickelt sich auch mein Körper und sein Empfinden.
Es ist wie bei einem Haus: je mehr ich entrümpele und je sauberer all die Fenster werden, desto mehr Licht scheint hinein, desto schöner und gemütlicher wird es in den Räumen. Ich glaube, unser Körper funktioniert genau so.
Und da ist neben echter Liebe und harmonischer Zweisamkeit auch die persönliche Entspannung und Gelassenheit ein sehr wichtiges Element.
Vor einigen Wochen habe ich zu meiner eigenen Überraschung – und auch der meines Partners – zwei total sinnliche Tage hinterheinander erlebt. Das war unbeschreiblich. Wir verbrachten ganz viel Zeit eng miteinander in harmonischer Kuschelatmosphäre und ich erlebte immer wieder intensive erotische Fülle, konnte mich hingeben wie nie zuvor.
Heinrich fing mich auf und war für mich da. Mein Körper fühlte sich so durchlässig an, alles strömte nur so, es war so erfüllend. Ich war sehr dankbar für dieses Erlebnis.
Und dennoch kann ich nicht erklären, was genau geschehen war. Was war passiert, dass ich zum ersten Mal in meinem Leben nachfühlen konnte, wie es ist, in so vollkommener Weise so intensiv und ständig mit jeder Berührung total erregt zu sein, sich selbst dabei auch nicht in Frage zu stellen und diese Extase weiter und weiter genießen zu können? Diese Erregtheit schien überhaupt kein Ende zu nehmen. Der Verstand blieb völlig außen vor. Es galt einfach nur: hingeben, fließen lassen, fühlen und genießen.
Vielleicht hatte ich wieder einmal etwas in mir aufgelöst, geheilt, was sich in meinem Körper dahingehend zeigte, dass er so durchlässig für diese Wellen von Extase sein konnte. Wie auch immer. Was genau es war – es ist nicht wichtig.
Daran konnte ich jedenfalls erkennen, dass ich wieder ein Stück weiter gekommen war in meinem Leben, was sich auf meinem persönlichen Weg der Erotik, der Sinnlichkeit eben auch hier auf der körperlichen Ebene deutlich zeigte.
Und natürlich ertappe ich mich ab und zu dabei, dass ich mich frage: Wann kommen sie wieder? solch sinnliche Tage! – ich möchte sie genau so wieder erleben. Es ist einfach soo schön!
Manche Dinge können wir steuern und beeinflussen – manche Dinge nicht so sehr. So wie das Wetter. Und wenn der Himmel blau ist und die Sonne so hell und warm vom Himmel herunter scheint, kann ich diese wundervolle Zeit, dieses schöne Wetter nutzen, um mir etwas Gutes zu tun.
Genau so kann ich dann, wenn mein Körper wieder seine Sinnlichkeits-Fühler ausstreckt, diese Gelegenheit nutzen, um sie voll auszukosten, wenn mein Partner auch in der Stimmung dafür ist. Aber das ist viel seltener ein Problem! 😉
Ich gebe zu: manchmal beneide ich den Mann um seine Unkompliziertheit in dieser Angelegenheit.
Wichtig ist es für mich, flexibel zu sein, auf meinen Körper zu hören und den Verstand außen vor zu lassen. Ich nehme meinen Körper immer wichtiger, nehme Rücksicht auf seine Bedürfnisse.
Ich habe ihn viel zu lange vernachlässigt und nie richtig hingehört oder mit dem Kopf versucht, ihn irgendwohin zu steuern.
Und vielleicht liegt genau darin der Schlüssel!(?)
Und auch jetzt, wo ich diese Worte schreibe oder spreche, überkommt mich immer noch ein kleiner Zweifel, weil ich so offen über dieses intime und persönliche Thema spreche. Weil es eben immer noch ein Tabu-Thema ist und ein so verletzlicher Bereich.
Doch mein Herz sagt mir, dass ich Menschen berühren werde, wenn ich so offen darüber erzähle. Also breche ich dieses Tabu immer und immer wieder, weil ich Dich berühren will.
Und weil ich weiß, dass ich mit meinen Themen, Problemen und Erkenntnissen nicht alleine bin.
Ich wünsche Dir Bereitschaft und Offenheit im Fühlen Deines Körpers und die Liebe zu Dir selbst, achtsam mit Dir und Deinem wundervollen Erdengefährt umzugehen. Er wird es Dir danken und Dich dafür mit schönen Erlebnissen belohnen 😉
Es grüßt Dich von Herzen
Gisi