Weihnachten ist, so stelle ich auch heute nach so vielen weiteren Jahren fest, für mich immer noch eine Zeit, die ich innerlich scheinbar heute noch ablehne.
Ganz tief in mir liegt es noch vergraben. Da waren Vorstellungen, die nicht erfüllt wurden, da waren Sehnsüchte, die nicht gestillt werden konnten, da war ein anderes Denken in mir, welches andere nicht mit mir teilen konnten, da war eine Einsamkeit, eine Überforderung, ein Nicht-Im-Einklang sein mit dem, was uns die Kirche da vorspielte.
Ganz tief in mir wusste ich, dass die Zeit im Julmond (alter Begriff für den besonderen Monat Dezember aus der Zeit der Germanen) eine magische Zeit war. Und so wollte ich sie auch nutzen.
Mich interessierten mehr die meditativen stillen Momente, das In-Sich-Hineinhorchen, das Spüren der besonderen Zeit, in der es möglich sein sollte, bereits einen Blick in die Zukunft zu werfen, ein Altes Loslassen, Ballast abwerfen, Aussortieren – was mit ins neue Jahr kommen soll und was nicht, ein Rückschau-Halten, ein Still-Werden.
Was ich jedoch gelernt habe, ist: Weihnachten ist Familien-Zeit, es wird sich gegenseitig beschenkt, ich muss mich bedanken für das, was ich geschenkt bekomme. Es wird eine Atmosphäre geschaffen, in der ein fröhliches Miteinander da ist, auch wenn es hinter den Kulissen gerade ganz anders aussieht.
Am besten funktioniert das Weihnachtsfest mit Alkohol und wenn ich meine eigenen Bedürfnisse zurück stelle. Menschen stehen in überfüllten Kirchen, die sonst das ganze Jahr nicht dort auftauchen, einfach, weil man das so macht. Tradition wird GROß geschrieben, immer dasselbe Ritual…
…MIR war das Sinnliche wichtig, Geschichten erzählen, still werden, Rückschau halten. Nicht in Bergen von Geschenkpapier versinken, Freude vorspielen, verdrängen, was gerade in mir los ist, singen, musizieren, sich wirklich nahe sein, nicht Friede-Freude-Eierkuchen-Spiele spielen, bis alles wieder vorbei ist.
Das erinnert mich viel eher an Karneval. Da wird sich auch verkleidet, so getan als ob und wenn alles vorbei ist, dann geht man wieder in den alten Trott zurück.
Außerdem glaube ich bis heute nicht daran, dass Jesus wirklich im Dezember geboren ist. Für mich passt die Geburt Jesu eher in den Frühling, passend zur Geburt der Natur. Was Kirche betrifft, war ich nie ein Freund von dem, was uns da gelehrt wird.
Ich erkenne immer mehr, wie sehr uns dieses Macht-Instrument klein gehalten und manipuliert hat. Wir sind keine Sünder, wir müssen nicht um Vergebung beten und um unser Seelenheil bitten und betteln.
Wir sind Schöpfergötter, wir dürfen uns um uns selbst kümmern, um dann aus unserer eigenen vollen Kraft für andere da sein zu können.
Nun, das führt jetzt vielleicht zu weit. Mit einem leuchtenden Weihnachtsbaum konnte ich mich noch anfreunden – als Zeichen der Unsterblichkeit, des Lichtes, das in dieser Zeit wieder zunimmt.
Als meine Jungs noch klein waren, habe ich die Weihnachtszeit schon anders genossen. Für Kinder ist diese Zeit doch auch immer wieder eine besondere Zeit. Schön finde ich es, wenn ihnen die Weihnachtszeit nicht eingeprägt wird als Konsum-Zeit, als materielle Wunscherfüllung.
Da ist dieses trotzige Kind in mir, dass sich allem Pflichtbewusstsein, dass ihm eingeprägt wurde, entsagt und laut schreit: Ich spiele da nicht mehr mit! Ich mach´s so, wie ich will!
Ich will authentisch bleiben und wer mich so nicht mag, der kann sowieso weg bleiben. Mir ist es mittlerweile egal, was meine Familie über mich denkt. Sie wissen, ich bin anders, ich bin speziell und mache mich unbeliebt.
Und es ist gut so, wie es ist. Und wenn sie ihr Weihnachts-Glück von mir abhängig machen, ist das nicht mein Problem sondern ihres. Und wo das Verständnis füreinander fehlt, da braucht es auch kein Zusammenkommen an Weihnachten geben, weil es hier keine echte Harmonie geben kann.
Wichtig finde ich es, dass wir diese Zeit so nutzen können, wie sie uns am meisten Freude macht. Und das bedeutet eben nicht unbedingt, mit der FAMILIE zusammen sein zu müssen. Das bedeutet eben nicht, irgendwelche Pflichtbesuche abzustatten und sich währenddessen schon darüber zu ärgern, dass diese Zeit nicht viel angenehmer genutzt wurde.
Dieses falsche Verständnis von LIEBE, vom FEST der LIEBE. Es geht nicht darum, sich in dieser Zeit aufzuopfern für andere, es geht nicht darum, anderen etwas vorzuspielen. Es geht nicht darum, anderen eine Freude machen zu müssen, nur weil Weihnachten ist.
Ich merke, meine innere Ablehnung gegen diese Art von Weihnachten wird nicht weniger.
Ich liebe es, mich heute zu trauen, NEIN zu sagen. NEIN zu diesen Familienfesten, wenn es sich für mich nicht stimmig anfühlt. Mich NICHT festzulegen, die Tage zu verplanen mit lauter Pflichtbesuchen, auf die ich keine Lust habe.
Ich halte mir diese Zeit offen für mich und die nächsten um mich herum, die gerne mit mir zusammen sind (die keine Erwartungen an mich haben) und mit denen ich gerne zusammen bin.
Ich traue mich auch, mich nicht in den Einkaufswahn zu stürzen. Ich habe kein einziges Geschenk gekauft. Meine Geldbörse lässt das sowieso nicht zu.
Ich bin dankbar und glücklich darüber, dass mein Partner das auch so sieht. Ich bin froh darüber, aus diesen Zwängen ausgestiegen zu sein und mich nicht mehr schlecht zu fühlen, wenn ich keine Weihnachtsgrüße verschicke und keine Weihnachts-geschenke meine kaufen zu müssen.
In meinem Leben gibt es immer wieder einmal Geschenke, die ich anderen mache, zu irgendeiner Zeit, die gerade passt. Es ist für mich das ganze Jahr über Weihnachten, ein Fest der Liebe, in das ich mit meinem Herzen, mit meinem ganzen Sein hineinwachse, mehr und mehr.
Und ich merke, es fühlt sich gut an, so wie ich es gerade handhabe. Meine Weihnachts-Deko hält sich auch in Grenzen, da ich radikal ausgemistet habe. Mir blieb eine Sternengirlande und ein Weihnachts-Tisch-Gesteck. Dazu kommt ein Fläschchen mit ätherischen Weihnachtsölen, die den Raum in einen angenehmen Duft einhüllen. Fertig.
Kein Stress mehr mit Lichterketten, Tannenbäumen, die nadeln (ob echt oder unecht – nadeln tun sie alle ;-)), kein Stress mit Weihnachtseinkäufen und leeren Geldbörsen, weil mal wieder zu viel Geld ausgegeben wurde.
Kein Stress mit Besuchen, mit neuen Klamotten kaufen, mit komplizierten Weihnachtsgerichten, die mich stundenlang in der Küche halten.
Alles easy, Gisi!
Und da ich sowieso kein Freund von Winter und Dunkelheit bin, wird es mich irgendwann genau zu dieser Zeit in den hellen Süden treiben. Irgendwann wird es soweit sein und ich werde nichts vermissen. Keinen Weihnachtsmarkt, keinen Lichterbaum…..allerhöchstens den Glühwein 😉
Herzlichst
Gisi (die Trotzige)