Was ich vor allem gerade jetzt, in dem Moment des Schreibens, bin, ist:
…müüde, leer, wie ausgebrannt.
Doch vor einigen Tagen, als mir zu dieser Überschrift Inhalte kamen, wollte ich etwas ganz anderes schreiben.
Jetzt liege ich gerade auf meinem Bett, meine Lieblingswärmelampe über mir, mein Lappi auf dem Schoß und frage mich, ob ich heute überhaupt etwas zustande bekomme.
Da ist mein innerer Kritiker wieder am Werke, der mir sagen will: Hey, warst Du heute überhaupt schon produktiv?
Ich habe das Gefühl, heute so gar nicht viel auf die Reihe bekommen zu haben und so fühle ich mich auch.
Und wenn ich jetzt aufschreiben müsste, was ich den Tag lang getan habe, dann käme wohl doch Einiges zusammen.
Jedoch nichts, was meinem Kritiker hängen geblieben wäre!
Ich frage mich an solchen Tagen, von denen es immer wieder welche gibt: Sollte ich gerade jetzt meinen inneren Schweinehund überwinden und jetzt erst recht…loslegen.
Oder sollte ich besser nachgeben und mir die Ruhe gönnen, nach der mein Körper und mein Geist verlangen?
Irgendwie scheint mir mein Zugang zu meiner Intuition, meinem Herzen, gerade an solchen Tagen nicht so gut zu gelingen. Denn sonst hätte ich diese Fragen gar nicht erst.
Im Grunde weiß ich dann doch die Antwort. Aber ein Teil in mir will sie nicht hören.
Er will trotzdem produktiv sein und jetzt einen Blogartikel fertig bekommen. Mich zum Schreiben zwingen ist ja nie wirklich eine Strafe für mich, denn dafür schreibe ich viel zu gerne. 🙂 Aber die Qualität sollte schon stimmen…deshalb….schaun wir mal, ob das heute etwas wird….
Wir sind ja ständig auf der Suche nach uns selbst. Irgendwann beginnt sie, diese Suche. „Wer bin ich, warum bin ich hier, was bin ich?“
Und im Laufe des Lebens kommen da eine ganze Menge Informationen zusammen, die wir über uns gelernt haben.
Wenn ich darüber nachdenke, dann hatte ich ganz sicher als Kind ADS (die Träumervariante). Wenn ich mich in den Themen „verlorener Zwilling“ und „Hypersensibilität“ verliere, dann gehöre ich zu den sichersten Kandidaten.
Wenn ich Bahar Yilmaz über Hybrid-Seelen erzählen höre, dann fühle ich mich auch da zugehörig. Ich fühle mich zu den Menschen zugehörig, die ihrem Herzen folgen wollen, die gerne im Süden leben wollen, die die Sonne und die Wärme lieben, die gerne schreiben, die gerne anderen Menschen auf ihrem Weg beistehen möchten, die eine gute Menschenkenntnis besitzen, die Mathematik und Physik nicht so gut verstehen, aber dafür sehr kreativ sind. Ich gehöre zu den Menschen, die sich mit Depressionen und mangelndem Selbstwert bestens auskennen…..
Wenn ich meine Mutter fragen würde, ob ich eine gute Tochter bin, dann würde sie, wenn sie ganz ehrlich antworten würde, vermutlich sagen:
Naja, ich hätte mir eine Tochter gewünscht, die sich mehr um mich gekümmert hätte und die einen Weg gegangen wäre, der meinen Vorstellungen als Mutter entspricht.
Wenn ich meine beiden Söhne fragen würde, was sie von mir halten, wie sie mich sehen, würden beide sehr wahrscheinlich etwas anderes sagen, weil jeder mich anders wahrgenommen hat. Wenn ich Heinrich fragen würde, wer ich für ihn bin, dann könnte ich mir keine schönere, liebenswürdigere Beschreibung meiner Selbst wünschen.
Wenn ich mich weiter frage, wer oder was ich bin, dann bin ich oft mit inneren Fragezeichen versehen. Ich bin so Vieles und so Vieles auch wieder nicht. Und doch ist alles irgendwie in mir.
Das eine will gelebt werden, das andere verschwindet irgendwo im Nichts. Und ständig verändere ich mich, werde ganzer, so als ob sich ein Puzzlebild immer weiter zu einem fertigeren Bild formt. Aber werde ich jemals fertig sein?
Werde ich jemals dieses Bild vollends anschauen können? Hier, in diesem Leben? Ich glaube es nicht.
Deshalb frage ich mich, ob es wirklich lohnt, darüber nachzudenken, wer oder was ich bin? Oder im Außen zu suchen nach Anhaltspunkten, wer oder was ich auch bin. Bringt mich das weiter? Ich war damals regelrecht süchtig danach, Selbsteinschätzungs-Tests zu machen oder Feedbacks von anderen über mich zu erfahren.
Das mag damals wichtig für mich gewesen sein, um näher zu mir zu finden. Doch heute mag ich mich nicht mit solchen Problembeschreibungen, wie eben z.B. die der Menschen, die wahrscheinlich im Mutterleib ihren Zwilling verloren haben oder mit den typischen Merkmalen von ADSlern auseinandersetzen.
Ob diese Sehnsucht, ob diese Traurigkeit gerade von hier oder von dort kommen, ist für mich nicht mehr so wichtig.
Wichtig ist, dass ich gut zu mir selbst bin und wieder zu meiner inneren Balance zurückfinde. Dass ich es schaffe, Tag für Tag mehr Dankbarkeit und Liebe in die Welt zu bringen.
Dass ich es schaffe, mehr und mehr aus diesem Opferdasein herauszukommen und nur noch schöpferisch und eigenverantwortlich da zu sein, es zu schaffen, meine Kraft mehr und mehr zu leben und eben nicht in diese Erklärungsschiene zu gleiten: ach, das ist eben, weil ich hypersensibel bin. Ich will damit nicht sagen, dass mir diese Erklärungen nicht doch irgendwie geholfen und mich getröstet haben.
Ja, ich habe mich in vielen Beschreibungen wiedergefunden und fühlte mich in dem Moment verstanden und nicht so allein. Aber jetzt geht es für mich darum, diese Beschreibungen Beschreibungen sein zu lassen und den wahren Kern meines Hierseins zu erforschen bzw. zu leben. Ich bin das alles und? Hilft mir das bei meiner Aufgabe, die ich mit auf die Erde gebracht habe? Oder könnte ich mir stattdessen vielmehr die Frage stellen:
Was will ich leben? Was will ich sein? Wir haben alle, jeder von uns, viele Facetten. Die Frage ist: was will ich sein? Was will sich durch mich ausdrücken?
Du bist doch nicht festgelegt in den Beschreibungen oder Erfahrungen Deiner Vergangenheit. Wie oft wurde jemand, der von seinen Eltern gehört hat: Du wirst es nie zu etwas bringen! dann doch sehr erfolgreich in seinem Leben, weil er sich dazu entschlossen hat, der Aussage seiner Eltern zu trotzen? Ein Täter, der hinter Gittern saß, kann ein völlig anderer Mensch werden, der nicht wieder zu erkennen ist. Und ein vom Arzt abgeschriebener Krebspatient kann zum Heiler der Nation werden, weil er es sich zur Aufgabe gemacht hat, nach wahrer Heilung zu suchen und diese an andere weiter zu geben.
Es liegt alles in uns. Du kannst dich Tag für Tag neu entscheiden, was Du leben und wer Du sein willst.
Es braucht nur Deine Offenheit, Flexibilität – Ehrlichkeit mit Dir selbst und die Verbindung zu Deinem Innersten, Deiner Seele, Deinem Herzen, Deiner Intuition! Das ist für mich alles Eins.
Da liegt die Antwort, da liegt die wahre Sehnsucht und da liegt auch alle Heilung, die Du brauchst!
So, ich glaube, mein innerer Kritiker ist jetzt einigermaßen zufrieden, weil ich es dann doch geschafft habe, noch einen brauchbaren Blogartikel zu schreiben!
Ja, manchmal lohnt es sich auch, einfach zu machen, über seinen Schatten zu springen und zu tun! Egal, was dabei rauskommt. Ob es brauchbar sein wird, kannst Du erst hinterher erkennen! Und…die Zeit läuft nun einmal weiter!
Was ich am Ende meines Lebens sagen können möchte ist: Ich habe fast keinen Tag verpasst, etwas Gutes für mich oder für die Welt zu tun.
Ich habe meine Zeit hier sinnvoll und nach meinem Herzen genutzt. Ich habe mehr schöne Zeiten als unschöne Zeiten erlebt und ich bin dankbar für das Leben, auf das ich gerne zurückschaue.
Ich möchte sagen können: es hat sich gelohnt, zu leben! Ich bin im Frieden mit diesem gelebten Leben und ich möchte keine Zeit mehr zurückdrehen, um etwas noch besser zu machen.
Am Ende meiner Tage möchte ich voller Dankbarkeit sagen können: Ich habe erkannt, was meine Aufgabe hier auf Erden war, ich habe das Beste aus mir herausgegeben und bin ein großes Stück weiter gekommen für mich selbst und für die Erde und unsere Menschheit!
Ich war ein kleines aber wichtiges Puzzleteil im ganz großen Bild, das ich irgendwann vollkommen erkennen kann.
Ich möchte sagen können: Es gab Menschen, die froh darüber sind, dass ich da war.
So, wie ich mich darüber freue, dass DU da bist und gerade meine Zeilen liest.
Herzlichste Grüße
Gisi