Vielleicht fragst auch Du Dich immer wieder, wenn Du von Paaren hörst, dass sie ihre große Liebe leben: Ja, wie genau zeigt sich das denn? Was genau leben diese Menschen? Was ist für sie diese große Liebe?
Immer wird so allgemein gesprochen. Es fehlen die interessanten Details sozusagen!
Beim Schreiben des letzten Artikels fiel mir auf, wie viel ich über unsere Partnerschaft noch hätte schreiben können. Mir wurde wieder sehr deutlich, was uns beide so verbindet, was wir so schätzen und wie wir das miteinander teilen.
Deshalb nahm ich mir vor, detaillierter über „unsere Liebes-Partnerschaft“ zu schreiben. Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie sehr mich das persönliche Erleben anderer Menschen in ihrem Lebensalltag interessiert! Da kommen die meisten „Aha-Momente“ – damit kann ich am meisten anfangen für mich selbst!
Über die große, erfüllende Liebes-Partnerschaft haben wir in unserem Traumpartnerkongress und auch in der 24-LiebesRezepte-Challenge Einiges preisgegeben.
Und immer wieder lohnt es, darüber nachzudenken und zu fühlen, darüber mitzuteilen. Neue Erkenntnisse kommen hinzu und auch eine tiefe Liebes-Partnerschaft ist im ständigen Wandel, so wie alles in der Welt.
Am Anfang unseres Sich-Begegnens und Miteinander-Sein-Wollens hätten wir beide nie gedacht, wohin uns das führen würde. Wir hatten beide unseren eigenen Job, unsere Pläne, unsere Vorstellung von dem, was wir bevorzugen und was wir eher ablehnen.
Wir hätten nie gedacht, dass wir ein Jahr später bereits völlig neue Pläne für die Zukunft entwickeln würden und dass wir heute ein so völlig anderes Leben leben würden, wie damals zu Beginn unserer Partnerschaft. Es entwickelte sich alles, Schritt für Schritt, gemeinsam aus unseren Herzen heraus und wir wagten Schritt für Schritt in die neue und unbekannte Richtung. Gemeinsam hatten wir die Kraft, das zu tun, was wir alleine wahrscheinlich nicht getan hätten. Wir haben keinen Schritt bereut.
Meistens ist es doch so, dass wir uns unter „DER Traum-Partnerschaft“ (ich sage bewusst nicht: Beziehung! Beziehung ist für mich ein Abhängigkeitsverhältnis, welches nicht auf unabhängiger, bewusst gelebter Liebe basiert) meist nur schöne, harmonische, erotische und leichte Zeiten vorstellen. Die Vorstellung davon, dass jemand einen Partner gefunden hat, der ihren/seinen Wunschvorstellungen entspricht: innerlich wie äußerlich.
Dem ist nicht so! Es kommt genau der richtige Partner in Dein Leben, der Deinem „Lebensstand“ oder Entwicklungsstand entspricht.
Heinrich und mich verband sofort ein tiefes Band von Vertrautheit und auch Liebe füreinander. Mit dem Verstand war das nicht erklärbar. Dabei hat er teilweise doch überhaupt nicht meinen „bisherigen“ Wunschvorstellungen entsprochen, auch äußerlich nicht. Heute schaue ich schmunzelnd auf die Erkenntnis, dass er mir genau all die Seiten gezeigt hat, für die ich bisher wenig oder keine Toleranz übrig hatte.
Und durch diese tiefe Liebe zu ihm konnte ich diese noch fehlende Toleranz jetzt leben.
Zum Beispiel: wenn er Fingernägel kaute, wenn er in für meinen Geschmack nicht so passenden Klamotten herumlief. Wenn er beim Schlafen manchmal laut schnarcht, sein Bauch, der einfach nicht weggehen will, seine Essgewohnheiten, seine Art, mit seinem authentischen So-Sein aufzufallen und damit kein Problem zu haben. Heinrich ist speziell, er zeigt sich so, wie er ist und mag sich weder anpassen noch verstellen. Er ist ein Rebell und ich liebe ihn (trotzdem) genauso wie er ist.
Er schließt sozusagen mit seinem So-Sein genau die Lücken, die es bei mir noch zu schließen galt. Die Liebe zu ihm hat mich so viel mehr dem Leben geöffnet. Und doch kann ich mit ihm genau die Dinge leben, die ich in meiner Ehe so vermisst habe.
Für uns bedeutet unsere Liebe, dass wir beide gemeinsam miteinander wachsen können. Unsere Partnerschaft ist, wie ich zu sagen pflege: unser „Wachstumsbeschleuniger“!
Keine Schönmalerei, kein So-Tun-Als-Ob und kein Sich-Zurückhalten. Es gibt nur Echtheit und Offenheit. Es gibt kein einziges Thema, über das wir nicht sprechen können. Wir könnten uns beim „Geschäft-Erledigen“ ganz nah gegenübersitzen ? und wir können lachen, wenn uns ein Pfurz entfleucht.
Wir respektieren einander und achten uns täglich in spontan gesprochenen Dankes-Gebeten, wenn wir uns am Tisch gegenübersitzen, verneigen uns voreinander, wenn uns danach ist. Wir haben uns oft viel zu sagen und sind immer interessiert an den Erfahrungen und Ideen, an den Gedanken und Gefühlen des anderen. Wir haben auch unsere Zeiten für uns alleine. Meistens ergibt sich das ohne Worte von selbst.
Heinrich kann ganz vertieft vor seinem PC sitzen, doch ich weiß, wenn ich die Hand hebe und seinen Rat oder seine Aufmerksamkeit brauche, ist er ohne mürrisch zu werden, sofort für mich da.
Jeden Morgen, wenn wir wach werden, dreht er sich zu mir und begrüßt mich mit einem Lächeln und einem zärtlichen Kuss. Jeden Abend schlafen wir eng umschlungen miteinander ein. Na ja, nicht jeden Abend. Manchmal liege ich, Gisi, schon zeitiger im Bett ?
Wir sprechen offen über unsere Bedürfnisse, auch über Sex, was uns hier bewegt und auch bedrückt. Und wir sind bestrebt, uns auch hier weiter zu entwickeln, eine optimale „Plattform“ zu schaffen, auf der wir beide einander auf gleicher Ebene immer wieder neu genießen können. Es macht keine wirkliche Freude, wenn einer von uns beiden keine Lust hat. Sex hat denselben Stellenwert wie Zärtlichkeit, körperliche Nähe und erfüllende Gespräche.
Nichts von dem MUSS zwingend passieren. Alles, was geschieht, kommt intuitiv – dann, wenn es passt.
Und auch unsere Launen durchleben wir gemeinsam, indem wir offen über unsere Befindlichkeit reden und über das, was uns gerade stinkt, belastet, beschämt oder sonst beschäftigt. Wir halten es aus, die Dinge auszudiskutieren oder machen einen klaren Cut da, wo es nichts bringt, weiter darüber zu reden. Wir entfernen uns in Krisenzeiten emotional und manchmal auch räumlich kurzzeitig voneinander und finden dann wieder neu zusammen. Dann ist alles wieder klar und nichts bleibt irgendwo verdrängt im stillen Kämmerlein zurück. Es gab nie Situationen, in denen ich mich einsam und nicht verstanden gefühlt habe.
Das, was aus meiner Sicht neben unserer Liebe füreinander das größte Geschenk unserer Partnerschaft ist, das ist unser Blick in dieselbe Richtung. Wir haben dieselben Ziele und Wünsche. Wir wollen uns (glücklicherweise) in dieselbe Richtung entwickeln und das hält uns auf so wunderbare Weise zusammen.
Wir öffnen uns für das, was in unser Leben einfließen darf und es ist spannend, wie unser Leben verläuft. Kein Tag ist wie der andere, es gibt immer wieder Neuigkeiten, Überraschungen, auch Herausforderungen, die wir zu meistern haben. Mal ist es anstrengend, und manchmal ist es einfach überwältigend und kaum zu fassen, wie sich die Dinge fast täglich neu ergeben.
Weil wir beide unserem Herzen folgen, ist unser Leben nicht wirklich planbar und manchmal scheint es auch chaotisch.
Es gibt auch kritische Momente, in denen die Gefahr besteht, den anderen belehren oder anders haben zu wollen, doch auch das wird ausgesprochen und geklärt. Und wir holen uns wieder in unsere „bedingungslose“ Liebe zurück, in der wir den anderen so lieben, wie er ist, mit allem was ihn/sie ausmacht. Und es ist ein echt tolles Gefühl, vom anderen so geliebt zu werden, wie man ist.
Ich lasse Heinrich seine Bartfrisuren, die er tragen will und er meckert nicht, wenn ich meine Augen doch immer wieder schminke. Es ist ein wundervolles Gefühl, so sein zu dürfen, wie man ist, ohne unterschwellig irgendeine Art von Ablehnung oder Kritik zu erwarten. Wenn wir unterschiedlicher Meinung sind, kommen wir meistens zu einem Ergebnis in gegenseitigem Einverständnis, ohne dass der andere das Gefühl hat, einen Kompromiss machen zu müssen. Manchmal ertappen wir uns dabei, dass wir uns nach den Wünschen des anderen richten wollen und uns selbst zurückstellen. Zum Beispiel wenn es um Essenswünsche oder Unternehmungen geht. Meistens schaffen wir es dann, gemeinsam die Entscheidung zu treffen, die wir dann doch beide favorisieren.
In schwierigen Zeiten, in denen einer von uns belastet ist, versuchen wir gemeinsam diese Last in Form von Übungen oder im Gespräch aufzulösen, um unseren unbelasteten Urzustand wieder her zu stellen. Wir berühren uns oft und sagen uns täglich, was wir am anderen schätzen. Wir geizen nicht mit „ehrlichen Komplimenten“, sondern sagen das, was uns bewegt, frei heraus. Dazu gehören auch all die blinden Flecken, die wir uns gegenseitig spiegeln. Das ist manchmal nervig, herausfordernd und einfach unangenehm. Aber es ist so wichtig!
Wir kennen die „Schwächen“ des jeweils anderen genau und bleiben dennoch auf einer gemeinsamen Ebene der Wertschätzung für das, was den anderen ausmacht und was wir miteinander leben und erleben können.
Mit keinem anderen Partner der Welt könnte ich genau dieses Leben führen und diese wertvollen Erfahrungen machen. Ich weiß, Heinrich würde alles geben, um mich zu retten in der Not und ich würde das ebenso für ihn tun. Es ist eine Verbindung, die auf tiefer Liebe und völliger Offenheit zueinander und füreinander beruht. Trotzdem ist jeder für sich autonom und nicht vom anderen abhängig. Wir würden füreinander sterben und doch auch akzeptieren, wenn unsere Wege sich aus irgendeinem Grund trennen müssten. Es ist eine sehr lebendige und für uns neue Erfahrung, so zu leben, so zu lieben. Es hält uns beide jung und wach. Wir sind oft und gerne zusammen und vergessen sogar manchmal, dass wir manche Dinge doch auch getrennt voneinander besser erledigen könnten, weil es so selbstverständlich geworden ist, Vieles gemeinsam zu machen.
Ich habe mich nie zuvor so geliebt gefühlt und war nie zuvor so sehr ICH-SELBST. Niemals habe ich das Gefühl, mich verstellen zu müssen, mich zurückhalten zu müssen oder etwas tun zu müssen, das ich eigentlich nicht will. Und meinen Partner erfüllt es umso mehr, je besser ich für mich selbst sorge und einstehe. Er ist für mich da, wenn ich schwach bin, aber liebt es ganz besonders, wenn ich stark und in meiner Mitte bin. Wir verlieren den Wert unseres gemeinsamen Lebens nie aus den Augen, weil wir uns jeden Tag bewusstmachen, was und wie wir leben.
In unserer Zweisamkeit gibt es kein Machtgefälle, keine Manipulationsfallen und keiner von uns dominiert oder unterliegt dem anderen. Wir sind gleichwertige Partner, haben viele Gemeinsamkeiten und ergänzen uns mit unseren jeweiligen individuellen Stärken.
All das können wir miteinander erleben, weil jeder von uns an seiner Vergangenheit gewachsen ist. Heute können wir bewusst all das schätzen, das wir zu früheren Zeiten so nicht hätten schätzen und leben können.
Auch wenn wir uns erst mit 44 und 54 Jahren kennen und lieben gelernt haben – es war alles wichtig und richtig so – und es ist nie zu spät für die große, heilende LIEBE!
Für all das bin ich (und ist Heinrich) zutiefst dankbar.
Herzlichst Eure Gisi