„Verstehen“ kommt – na klar – aus dem Verstand. Mein Verstand war bisher immer sehr fleißig und wollte alles verstehen – wirklich alles. Schon als Kind habe ich meine Eltern so viele Löcher in den Bauch gefragt, dass ich oft enttäuscht zurück gewiesen wurde und mit meinen vielen Fragen alleine blieb.
Alles musste für mich einen Sinn machen. Wenn das nicht so war, begann mein Verstand, sich unangenehm im Kreis zu drehen. Auch Phasen von Gedankengängen, die ich scheinbar nicht steuern konnte, hatte ich. In diesen Zeiten bekam ich oft das Gefühl, mein Verstand beherrscht mich, mein Kopf macht sozusagen, was er will. Und ich kam nicht zur Ruhe.
Ich war bis vor Kurzem noch ein sehr kopflastiger Mensch, ohne dass mir das wirklich bewusst war. Auch heute noch passiert es mir, dass ich mich frage: kam das jetzt aus dem Herzen oder aus dem Verstand? Und auch heute noch ertappe ich mich dabei, dass ich den Sinn erkennen will, die Sache verstehen will.
Das lästige Karussell-Fahren meiner Gedanken habe ich glücklicherweise hinter mir. Ich entschied mich, mehr ins Fühlen zu gehen. Aber vor allem erkannte ich, dass ich nicht alles verstehen kann. Zum Beispiel, dass jeder seine eigene Wahrheit hat, dass es nicht „die Wahrheit“ für alle gibt. Das war ein großer Meilenstein für mich.
Als ich dann zum ersten Mal eine bewusstseinserweiternde Erfahrung machte, kamen so viele neue Eindrücke dazu, die nicht von dieser Welt und die auch nicht mit dem Verstand erklärbar waren, dass ich das Gefühl hatte, in diesen Erfahrungsmomenten verrückt zu werden. Da wird Gedankenkontrolle zu einem Muss, um weiter zu kommen.
Wenn ich in die Stille gehe, ist es manchmal unabdingbar, den Verstand zeitweise auszuschalten. Es gelingt mir immer besser. Wenn ich heute meinem Verstand sage: Stopp, höre auf zu plappern und beobachte bitte nur, was geschieht! dann funktioniert das in den meisten Fällen. Es ist für mich ungemein wichtig, mehr ins Fühlen, ins Herz zu gehen und zum Beobachter zu werden. Mein Leben, all das, was mir widerfährt und sogar mich selbst als Beobachter zu beobachten!
Der Erkenntnisreichtum ist weitaus größer, wenn ich das tue. Denn ich habe erkannt, dass der Verstand nur aus Erfahrungswerten aus der Vergangenheit schöpfen kann. Er kann mir nichts Neues beibringen. Die neuen Erkenntnisse, die ich gewinne, die erhalte ich von ganz woanders. Und Vieles von dem, das ich fühlen und erkennen kann, kann ich dennoch nicht verstehen.
Manches lässt sich mit dem Verstand nicht erklären. Er ist eben nur begrenzt und doch hilfreich, wenn es darum geht, eine logische Folgerung zu erkennen, etwas auswendig zu lernen oder eine Warnung zu erhalten. Doch auch mein Verstand lernt durch meine neuen Erfahrungen, die nichts mit „verstehen-können“ zu tun haben, ganz viel dazu und er hält auch des Öfteren von sich aus seine Klappe!
Wie sehr willst Du „verstehen“ und wie schaut es in Deinem Kopf so aus? Hast Du die Kontrolle?
In diesem Sinne herzliche Grüße aus dem Herzen und dem Verstand
Gisi