In unserem vorletzten Blogartikel ging es ums Loslassen und darum, dass wir beide einmal eine völlig neue Phase durchlebt haben, die sich nicht so wunderbar anfühlte und dennoch so wichtig war.
Was es letzten Endes innerlich genau für Auslöser dafür gegeben hat, kann mein Verstand nicht nachvollziehen und es lohnt sich auch nicht, zu versuchen, das zu interpretieren.
Wichtig war, dass ich, Gisi, diesen Prozess ganz bewusst durchlaufen und beobachtet habe, ohne ihn bewusst zu verändern. Heinrich selbst hat diese Tage, es dauerte vielleicht 2-3Wochen insgesamt, nicht so bewusst intensiv beobachtet und gefühlt wie ich. Dennoch hat er den Unterschied sehr deutlich wahrgenommen, nachdem es sich wieder verändert hatte.
Wir, die sonst immer sehr eng und harmonisch miteinander unser Leben gestalteten, standen nun vor einem kleinen Scheideweg. Der gemeinsame Weg teilte sich in zwei Wege, die parallel nebeneinander her liefen und auch manchmal etwas weiter auseinander drifteten.
In unserer Zweisamkeit wirkte sich das so aus, dass jeder viel mehr mit sich alleine war, es weniger körperliche Nähe gab, weniger intensiven Austausch und auch weniger Einigkeit.
Es gab plötzlich mehr Meinungsverschiedenheiten und weniger Verständnis füreinander. Das Ganze begleitet von vielen Fragezeichen und Verwirrung.
Jeder hatte seine inneren Prozesse laufen und konzentrierte sich ganz auf sich. Es war schon befremdlich, weil es das so in dieser Form in den dreieinhalb Jahren, die wir zusammen sind, noch nicht gegeben hatte.
Ich stellte Vieles in Frage und Nichts war mehr selbstverständlich. Das war, als ob ein Kartenhaus nahe am Zusammenbrechen war.
In dieser Zeit wurde zumindest mir sehr deutlich bewusst, was wirklich Bestand hat und wohin mein Weg jetzt weiter führt. Es war keine schöne Zeit, eine Leere, eine Traurigkeit, eine Orientierungslosigkeit, auch Ängste…all das habe ich gespürt aber bewusst nicht Oberhand gewinnen lassen, indem ich es einfach nur urteilsfrei wahrgenommen habe ohne mich in diese Emotionen hineinzusteigern.
Ich habe das alles so angenommen, wie es ist, mir innerlich gesagt: es hat einen Sinn und es wird sich wieder verändern. Es wird sich alles so verändern, wie es für mich, wie es für uns beide das Beste ist. Ich habe keinen Widerstand aufgebaut oder gedanklich versucht, diesen Prozess in eine bestimmte Richtung zu lenken, sondern mich dem Prozess, der da stattfand einfach vertrauensvoll hingegeben.
Und dann kam der Tag, an dem sich alles wieder neu anfühlte. Es war, als ob die Wand zwischen uns weggezogen wurde und ich einen neuen Sinn erkennen konnte. Es war wieder diese LIEBE spürbar und das Bedürfnis, dem anderen ganz nah zu sein. Und es fühlt sich anders an als vorher. Es ist neu. Es ist, als ob wir einander losgelassen haben um wieder neu zu einander zu finden. Dafür wirklich passende Worte zu finden, ist fast nicht möglich.
Was ich nun daraus ziehe ist: Es lohnt sich, immer wieder das, was ich lebe und für selbstverständlich halte, einmal in Frage zu stellen. Wie eine Art Inventarprüfung. Alles Bestehende auf den Prüfstand stellen, genau betrachten, und mich fragen: brauche ich das noch, wie wichtig ist das für mein Leben, kann ich darauf verzichten, macht das noch Sinn, was will ich wirklich von all dem für meinen weiteren Weg behalten und was nicht?
Und wenn du das, was für dich so selbstverständlich war, innerlich losgelassen hast und es kommt zu dir zurück, dann siehst du das mit anderen Augen. Du erkennst den Wert völlig neu und es entsteht eine neue Dankbarkeit für das, was du jetzt hast.
Ich wünsche Dir die Muße, auch in Deinem Leben einmal eine innere Inventur durchzuführen, um dein Leben bewusst wieder mit neuen Augen und einer neuen Dankbarkeit zu erleben.
Nichts ist selbstverständlich. Wie bewusst und dankbar sind wir eigentlich für das, was wir leben?
Und wie klar sind wir uns eigentlich unserer eigenen Schöpfungen, die wir tagtäglich erleben?
Herzliche Grüße von Herz zu Herz
Gisi